Ich bin nicht sportlich

“Mensch, du bist ja richtig sportlich geworden!” höre ich in letzter Zeit ziemlich oft. Dann schau ich mich um und wundere mich: Wie? Du meinst mich? “Äh, ja? Danke!”

Ich bin nicht sportlich.

Das mag für viele vielleicht so aussehen, aber nach meiner persönlichen Definition bin ich nicht sportlich.

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Für mich bedeutet sportlich sein, das jemand mal eben und einfach so “zum Sport” geht. So, wie andere Zähne putzen. Jemand, dem es leicht fällt, Volleyball zu spielen und dabei auch noch gut auszusehen. Sportlich ist für mich jemand, der sich gar nicht fragt, ob das, was er da gerade tut, Sport ist. Statt mit dem Auto zu fahren jeden Morgen mit dem Rad die 20 Kilometer ins Geschäft fahren – und abends wieder zurück. Nach dem Abendessen noch ne Runde Badminton? Warum nicht! Am Wochenende mit den Kids ne Inliner-Tour am Rhein entlang? Aber sicher! Natürlich macht ihnen das ganze auch noch Spaß, keine Frage. So sind sportliche Menschen eben.

Sportlich empfinde ich Menschen, für die eine körperliche Betätigung so zur Selbstverständlichkeit geworden ist, das man gar nicht mehr drüber redet.

Sport gehört einfach dazu.

Soweit bin ich noch nicht. Denn noch immer muss ich mein Lauftraining fest in den Alltag einplanen, Platz machen und andere Dinge hinten an stellen oder ganz rauswerfen.

Deswegen hole ich mir eure Unterstützung – ja, denn auch wenn es vielleicht anders aussieht:

Ich brauch ich euch da draußen.

Es tut gut, euren Zuspruch zu erfahren, wenn ich mal wieder etwas weniger motiviert oder Tuch die Hitze neulich ausgebremst zum Training aufbreche. Eure Begeisterung, wenn ich mich über neues Zubehör freue und euren Rückhalt, wenn ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Und natürlich freut es mich ganz, ganz dolle, wenn ich höre: “Nur weil du das so durchziehst und immer davon erzählst, hab ich auch angefangen!” Das tut so richtig gut. Echt jetzt.

Mein Lieblingskanal ist zur Zeit Instagram – ein Bild sagt mehr als viele Worte, es geht herrlich schnell und durch die Hashtags findet man auch viele Gleichgesinnte. Manchmal finden sich so auch Menschen mit den gleichen Interessen – und es entstehen Gruppen, Bekanntschaften und hin und wieder entwickeln sich Freundschaften. So zum Beispiel war ich ja im Juli bei einer 4×4 Staffel in Hannover – ohne Instagram hätten wir nie voneinander erfahren.

staffel

Zurück zum Sport.

Immer mal wieder gab es Phasen in meinem Leben, wo ich versuchte, mehr Bewegung in meinen Alltag zu bringen. Meist war es eine ganz doofe Intention: Ich wollte Abnehmen. Also hab ich quasi zum Sport gemusst. Das das nicht lange funktioniert, weiß  jeder Küchenpsychologe.

Jetzt laufe ich nur für mich. Aber da ich mich ja kenne weiß ich, das ich auch fürs “nur für mich laufen” ein Ziel brauche. Etwas, das mich diesen doch sehr warmen Sommer über Laufen lässt zum Beispiel. Daher wählte ich mir ein Ziel am Ende des Sommers: Halbmarathon. Klingt ziemlich bescheuert. Aber machbar. Aktuell zweifle ich zwar ziemlich an der von der Trainerin vorgegebenen Pace – aber hej, sie wird das schon richtig einschätzen.

Da der Weg bis zum 21.09. noch lang war, als ich mir dieses Ziel setzte, baute ich ein paar kleine Highlights ein. Belohnungen sozusagen. Dazu gehören diese kleinen Läufe wie zum Beispiel der Rosellener Abendlauf oder auch die Frauenlaufserie von runnersworld.

Gerade bin ich zurück vom Women’s Run in Berlin – 8 km im Olympiapark. Erwartet hatten wir eine flache Strecke, lauen Abendwind… bekommen haben wir einen fiesen Anstieg, zweimal Treppenstufen und zweimal einen Anstieg auf einer Grasnarbe… plus 32° um 17:30h … auf den ersten drei Kilometern ärgerte ich mich noch darüber, das unter diesen Bedingungen der Plan (MEIN Plan, hej, der muss eingehalten werden!) absolut nicht zur erfüllen war. Danach begann das Umdenken: Wie gut, das du deine Kraft einteilen kannst, das du überhaupt laufen kannst und so etwas wie Spaß … nein, eher Freude dadurch erfährst…

runnerspoint
Photo via www.go4it-foto.de

… und so mach ich einfach weiter.

Ich laufe – meistens gerne.
Ich laufe nach Plan – weil ich sonst wunderbar im Chaos versinken würde.
Ich laufe mit Ziel – denn sonst würde ich gar nicht laufen.
Ich laufe draußen – weil ich die Zeit an der frischen Luft zu schätzen gelernt habe.

draussenIch laufe überall – um neue Perspektiven zu entdecken.
Ich laufe meist alleine – und lerne doch neue Menschen kennen.

Ich laufe, weil es mir einfach verdammt gut tut.

Und da nun am Samstag der nächste Lauf beim Women’s Run in Köln ansteht, werd ich mich in die Klamotten werfen und eine kleine Runde locker traben. Wie ich unterwegs bin, könnt ihr ja auf den Bildern oben sehen. Ich freu mich, wenn mich jemand anspricht, ganz sicher.

Wie stehst um euch? Bezeichnet ihr euch als sportlich? Was macht Sportlichkeit für euch aus?

 

6 thoughts on “Ich bin nicht sportlich

  1. Ech schön geschrieben 🙂

    Zitat:
    “Sportlich empfinde ich Menschen, für die eine körperliche Betätigung so zur Selbstverständlichkeit geworden ist, das man gar nicht mehr drüber redet.”

    hihi dann werde ich nach Deiner Defenation nie sportlich sein, ich rede einfach zu gerne darüber 😀

    Zitat:
    “Deswegen hole ich mir eure Unterstützung – ja, denn auch wenn es vielleicht anders aussieht:
    Ich brauch ich euch da draußen.”

    Minerva Huhn wir sind für Dich da. Und du machst da echt toll.

    Was ist sportlich für mich??

    Eine sehr gute Frag!

    Ehrlich gesagt kann ich das gar nicht beantworten.

    Auf meinen Armband am Wochenende stand Athlet.
    So fühl ich mich auch.
    Ich bin Sportler und Triathlet.
    Egal wie schnell ich bin oder wie oft ich meinen Trainingsplan einhalte.

    Aber im Grunde ist das nur ein Wort bzw. eine Bezeichung.
    Wichtig ist nur das Du das machst was Du möchstest und Dir spass macht.

    LG Sören

    1. Hallo Sören!

      Genau – ein Athlet. Komischerweise ist dieses Wort bei mir nicht mit Sportlichkeit verknüpft. Schon komisch.

      Und klar werde ich meinen Weg weiter gehen… wäre ja schön blöd, etwas Gutes aus meinem Leben zu werfen!

      LG minerva

  2. Hallo minerva,

    dein Artikel gefällt mir sehr gut, wobei ich überhaupt nicht sportlich bin. Sport nur des Sports wegen finde ich voll doof 😉 Weil das für mich einfach keinen Sinn macht.
    Es ist aber nicht so, dass ich mich nicht gerne bewege.
    Ich fahre immer (außer bei Schnee und Glatteis) mit dem Fahrrad zur Arbeit und überhaupt fahre ich nach Möglichkeit lieber mit dem Fahrrad als mit dem Auto. Ich gehe gerne zu fuß oder laufe Treppen.
    Schlittschuh oder Inliner laufen mag ich auch gern oder Ball spielen mit dem Kind.

    Aber wie gesagt: Sport um des Sports wegen ist nix für mich!

    Was du machst, finde ich aber toll und du wirst weiter mit Herzchen übeschüttet von mir bei Instagram ♥

    Liebe Grüße
    Heike

    1. Hi Heike,

      generell mache ich das ganze auch gerne… Inliner, Schlittschuh, Klettern… aber irgendwie “vergesse” ich immer, das das ja auch spannende Beschäftigungen sein können. Weisst du, was ich meine? Es gibt so viel Auswahl… und dann gewinnt meist etwas anderes 🙁 Inliner merk ich mir aber… die Kids kommen Sonntag wieder… und wehe, nächste Woche ist kein passendes Wetter!

      Liebe Grüße
      minerva

  3. Liebe minerva,
    ich bin auch nicht sportlich und bei Stress und Chaos gehe ich nicht. Aber es macht immer Spaß, wenn ich beim Sport bin oder war. Also, wir ziehen das weiter durch und hoffen, dass sich der Sport irgendwann in unserem Alltag superfest verankert hat!:) Wobei ich nie gut dabei aussehen werde, ich krieg’ einfach zu schnell einen roten Kopf!
    Du siehst auf den Fotos aber wirklich gut aus, die Frisur steht dir und es wirkt zumindest sportlich!
    Alles Liebe
    Julia

    1. Hi Julia,
      da bin ich ja froh, das ich nicht alleine bin. Den roten Kopf hab ich auch immer… passt voll gut zur Haarfarbe 😉
      Und dankeschön für deine Komplimente *rotwerd*
      minerva

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